Polizeieinsätze in Buchloe und Göttingen: Eine Richtigstellung von Presse- und Polizeiberichterstattung

Am 11.03.2024 veröffentlichte die Augsburger Allgemeine einen Artikel mit der Frage „Waren FCA-Fans an einer Massenschlägerei im Allgäu beteiligt?“ (Massenschlägerei in Buchloe: Wurden FCA-Fans angegriffen? (augsburger-allgemeine.de)). Eine Antwort darauf liefert der Autor unter Berufung auf die Bundespolizei direkt im ersten Absatz des Artikels und macht damit die suggestive Fragestellung des Artikels postwendend obsolet. So warteten laut Darstellung der Bundespolizei „verfeindete Hooligans am Bahnhof in Buchloe“ auf die FCA-Fans, die sich auf der Rückreise des Spiels des befreundeten SC Austria Lustenau befanden. Eine Beteiligung beziehungsweise ein aktives Mitwirken von FCA-Fans könnte somit verneint werden. Auch die Darstellung der Polizei und einiger Medien, es seien bis zu 100 Personen an einer Auseinandersetzung beteiligt gewesen, lässt sich nach unseren Informationen nicht bestätigen.

Am Sonntag folgte ein weiterer Bericht in ähnlicher Aufmachung: „Chaoten des FC St. Pauli gehen auf FCA-Fans los“ (FC Augsburg: Chaoten des FC St. Pauli gehen auf FCA-Fans los (augsburger-allgemeine.de)). Die Braun-Weisse Hilfe aus St. Pauli meldete sich hierzu umgehend zu Wort und stellte die Geschehnisse klar (Ein weiterer Schritt zur Dystopie der Fankultur – Braun-Weiße Hilfe | Fanhilfe St. Pauli (braunweissehilfe.de)). Diese Schilderung deckt sich mit unseren Erkenntnissen und wirft die Frage nach der Rechtmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der stattgefundenen polizeilichen Maßnahmen auf.

So berichten uns im Zug befindliche FCA-Fans davon, dass sie auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Wolfsburg bereits vor einem planmäßigen Umstieg in Göttingen von Polizeikräften im ICE begleitet wurden. Dies erfolgte laut den Polizeibeamten, da es bei einem Umstieg zu einem Aufeinandertreffen mit anderen Fans kommen könnte. In Göttingen verließen die Augsburger Anhänger den Zug, um zu ihrem Anschlusszug zu gelangen. Zeitgleich stiegen Fans des FC St. Pauli aus einem anderen ICE für eine Raucherpause aus. Gezielte Flaschenwürfe konnte uns die circa 20 Personen umfassende Gruppe FCA-Fans ebenso wenig bestätigen, wie ein von der Augsburger Allgemeinen berichtetes Ausrasten der St. Pauli Fans oder Angriffe auf die Augsburger Fans. Kein Wunder, gibt es doch zwischen Fans beider Vereine keine negativen Berührungspunkte oder Rivalitäten.

Anders als von der Braun-Weissen Hilfe beschrieben, gab es jedoch Geschädigte am Bahnhof in Göttingen. Drei FCA-Fans wurden durch den Einsatz von Pfefferspray von Seiten der Polizei verletzt. In den Augen der Polizei dürften dies vermutlich akzeptable Kollateralschäden sein, wohlgemerkt im Zuge einer Auseinandersetzung, die keine war. Die FCA-Fans durften sich infolgedessen über einen verpassten Anschlusszug und eine somit erst um 6 Uhr morgens, also vier Stunden verspätet, endende Auswärtsfahrt freuen. Die Fans des FC St. Pauli über eine dreistündige Personenkontrolle und -durchsuchung samt Lichtbildanfertigung. Verhältnismäßige Polizeiarbeit sieht anders aus.

In beiden Fällen kritisieren wir deutlich die lokale Berichterstattung. Zwar verfügen die verfassenden Journalisten offensichtlich über ausreichende polizeiliche Erkenntnisse, um zwischen betroffenen und agierenden Fans zu differenzieren. Dennoch insistieren die Berichterstattungen zu Buchloe und Göttingen eine aktive Beteiligung von FCA-Fans oder nehmen zumindest in Kauf, dass bei der Leserschaft dieser Eindruck entsteht. Wie wir finden eine sehr lockere Auslegung journalistischer Sorgfaltspflicht.

Rot-Grün-Weiße Hilfe e.V. im März 2024