Exakt ein Jahr ist nach dem Corona-Restart nun vergangen. Die Polizeitaktik und das Auftreten der eingesetzten Beamten war bei den letzten Spielen der vergangenen Saison, in denen in den Stadien auch die letzten verbliebenen Maßnahmen zum Infektionsschutz fielen, für alle Seiten zufriedenstellend zurückhaltend und vor allem deeskalierend. Mittlerweile hat sich die Situation aus Sicht der FCA-Fans jedoch wieder geändert. Zeitgleich mit einem Positionswechsel auf der Einsatzleiterstelle bei den Heimspielen des FCA wurde eine neue Gangart an den Tag gelegt. Von Fans repressiv empfundene und teils sinnlos anmutende Einsatztaktiken der Polizei waren die Regel. Zahlreiche brenzlige Situationen wurden daraufhin in den letzten Monaten beobachtet: unter anderem Festnahmen aus Menschenmengen, eine massive Polizeipräsenz hinter der Ulrich-Biesinger-Tribüne bis hin zum Androhen einer Durchsuchung des Fancorners aufgrund vermuteter Pyrotechnik.
Negativer Höhepunkt war nun der Heimspieltag gegen Schalke, bei dem ein äußerst großes und von vielen Fans als konfrontativ empfundenes Polizeiaufgebot agierte, das den eigenen Heimfans unter anderem ihr Recht auf Bewegungsfreiheit beschränkte. Gängige Anreisewege wurden versperrt. Unzählige Ketten zur „Fantrennung“ gebildet. Darüber hinaus wurden Straßenbahnen während der Fahrt abgeriegelt und mussten auf Anweisung der Polizei von ihrer ursprünglichen Route abweichen, sodass andere Fahrgäste, die eigentlich nicht zum Stadion wollten, dennoch dorthin eskortiert wurden. Zudem wurde vermehrt eine anlasslose Videoüberwachung von Fußballfans registriert.
Die Rot-Grün-Weiße-Hilfe beobachtet kritisch, wie die Polizei, insbesondere das USK und die zuständige Einsatzleitung seit geraumer Zeit bei Heimspielen in Augsburg agiert. Wir unterstützen weiterhin juristische Schritte, die betroffene Fans einleiten wollen, um die Rechtmäßigkeit bestimmter Maßnahmen durch unsere Fananwälte zu prüfen.
Auch wenn Forderungen nach Verhältnismäßigkeit in Richtung des Einsatzleiters und seiner eingesetzten Kollegen mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Leere laufen werden, möchten wir dennoch in die Öffentlichkeit gehen und die Missachtung bestehender Grundrechte für Fans anprangern. Wir weisen weiterhin ausdrücklich darauf hin, dass wir als Rot-Grün-Weiße-Hilfe e.V. stets solidarisch mit betroffenen Fans und Mitgliedern unserer Rechtshilfe sind und sie nicht nur finanziell bei Rechtsberatungen unterstützen, sondern sie auch mittels Aufklärungsarbeit über deren Rechte informieren. So veranstalten wir regelmäßig kostenlose Infoabende, an denen wir über ein angemessenes Verhalten im Falle von Festnahmen, ED-Behandlungen, Hausdurchsuchungen und Ähnlichem aufklären. Ein solcher Infoabend findet am 19.04.2023 abends im Zeughaus in Augsburg statt. Hier kann auch bei konkreten Fragen das Gespräch mit unseren Anwälten gesucht werden. Wir werden zeitnah gesondert auf unserer Homepage sowie via E-Mail an unsere Mitglieder über diesen Abend informieren.
Die Rot-Grün-Weiße Hilfe wird zudem mit regelmäßigen Infoständen bei Heimspielen im Schwabenstadion eine noch bessere Sicht- sowie Erreichbarkeit schaffen.
Solltet Ihr von justiziablen Maßnahmen betroffen sein, meldet Euch bei uns oder unseren Anwälten – entweder per E-Mail oder persönlich an Treffpunkten bzw. im Stadion. Nur so können wir Hilfe leisten und für die Gewährleistung Eurer Rechte kämpfen.
Grundrechte auch für Fußballfans!
Rot-Grün-Weiße-Hilfe e.V. im März 2023