Stellungnahme zum Polizeieinsatz vor dem Pokalspiel FC Augsburg – FSV Mainz 05

Im Vorfeld von Heimspielen treffen sich FCA-Fans regelmäßig in der Nähe der Universität, um sich auf das Spiel einzustimmen – so auch am Dienstag Abend im Vorfeld des DFB-Pokalspiels gegen Mainz. Die Stimmung unter den rund 300 Fans war von friedlicher Vorfreude geprägt.

Dass sich die FCA Fanszene gestern an diesem Ort traf, war auch der Augsburger Polizei bekannt. Aus diesem Grund ist im Vorfeld von FCA-Heimspielen eine ständige Präsenz von Einsatzkräften an der Straßenbahnhaltestelle Universität nicht ungewöhnlich, ebenso nicht eine Begleitung von Fanmärschen zum Stadion zum Zwecke der Verkehrssicherung o.ä.

Ungewöhnlich war jedoch, angesichts der zu erwartenden Rahmenbedingungen, die Größe des  Polizeiaufgebots. Auf Grund des spätabendlichen Termins waren insgesamt wenige Zuschauer zu erwarten, wenige Verkehrsprobleme im Stadionumfeld, sowie eine problemlose Fantrennung ob der wenigen Gästefans an einem werktäglichen Spieltermin. Nun stellt sich die Frage, ob ein solches Großaufgebot an Einsatzkräften in Anbetracht der vorgenannten Rahmenbedingungen zu rechtfertigen ist. Während die Polizeigewerkschaften bundesweit seit Jahren nicht müde werden, die permanente Belastung der Beamten durch Überstunden zu beklagen, scheint die Augsburger Polizei mitsamt der beteiligten Kräfte der Bereitschaftspolizei und des USK von diesem Problem wohl verschont geblieben zu sein!?

Eine „Manndeckung“ der FCA Fanszene wäre schon deshalb nicht nötig gewesen, weil diese es als einen ihrer Grundsätze betrachtet, verantwortungsvoll mit ihrer Heimatstadt umzugehen. Bei den traditionellen Saisonabschlussmärschen vom Rosenaustadion zum Schwabenstadion beispielsweise stellt die Fanszene seit Jahren eigenverantwortlich Ordner und legt sich selbst ein Glasflaschenverbot auf, um eine Verunreinigung der eigenen Stadt zu vermeiden.

Gegen 18:30 Uhr machten sich schließlich die FCA-Fans auf den Weg ins Stadion. Doch noch bevor die Gruppe die ersten 100 Meter zurückgelegt hatte, wurden sämtliche Fans, offenbar aufgrund eines ins Gebüsch geworfenen Feuerwerkskörpers, eingekesselt und für mehrere Minuten an der Fortbewegung gehindert. Nachdem nach weiteren wenigen Metern anscheinend ein weiterer Knallkörper gezündet worden war, wurden alle anwesenden Fans erneut für eine längere Zeit am Weiterlaufen gehindert. Nach Dafürhalten der Rot-Grün-Weißen Hilfe sind Feuerwerkskörper kein zwingender Bestandteil eines entspannten Fußballtages – erzwungene Sippenhaft für eine große Gruppe Fußballfans wegen einer von einzelnen Personen begangenen Ordnungswidrigkeit aber ebenso wenig.

Teilnehmer berichten von ruppigem Verhalten der Beamten und Provokationen gegenüber den Fans. Zwischenzeitlich wurde offenbar gar versucht die rund 300 Fans einzeln durch ein Spalier marschieren zu lassen. Statt den Marsch zu begleiten, die Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten und bei Fehlverhalten gezielt zu intervenieren, wirkte die Einsatzstrategie an diesem Tag alles andere als deeskalativ. So manifestierte sich bei vielen FCA-Fans der Eindruck, dass die massive Machtdemonstration der polizeilichen Einsatzleitung an diesem Abend möglicherweise ein anderes Hauptinteresse verfolgte.

Wohl um dem Katz und Maus Spielchen zu entgehen, entschlossen sich die Fans nun mit der Straßenbahn weiterzufahren. Als die Straßenbahn in die Haltestelle einfuhr, wurden von Einzelpersonen anscheinend erneut Feuerwerkskörper gezündet und auf das gegenüberliegende Gleis geworfen, auf dem sich wohl vereinzelt Personen und Polizeibeamte befanden. In Folge dessen drangen auch Rauchschwaden in die Straßenbahn, wodurch möglicherweise ein Polizeibeamter leicht verletzt wurde. Ein derartiges Verhalten ist nicht zu tolerieren. Es wäre jedoch ebenso falsch, das Fehlverhalten Weniger auf die gesamte Fanszene zu projizieren.

Nach wenigen Metern wurde die abfahrende Straßenbahn von der Polizei für über eine Stunde gestoppt und weite Teile des Universitätsviertels abgeriegelt. Durch diese umfassende Maßnahme wurden viele aus der Innenstadt und aus dem Augsburger Osten kommende Fans an der Anreise zum Stadion gehindert. Etliche Fans wurden mangels Straßenbahn zum Antritt langer Fußmärsche zum FCA Stadion gezwungen und mussten über unbeleuchtete Wiesen und Wege entlang der B17 zum Stadion laufen.

Die Fahrgäste der gestoppten Straßenbahn wurden offenbar in „normale“ und „nicht normale“ Fans aufgeteilt und letztere einzeln einer langwierigen Personenkontrolle unterzogen. Für das vereinzelte Zündeln einiger Weniger, wurden hunderte Fans in Sippenhaft genommen. Bemerkenswert ist auch, dass es wohl keine dieser Ursache zuzuordnenden Verhaftungen gegeben hatte.

Die Heimspiele des FCA verlaufen seit Jahren entspannt. Auf die Quote der durch Heimfans begangenen Straftaten und auf die Anzahl von Verletzten blicken Organisatoren einer jeden ähnlichen großen Veranstaltung neidisch. Eine sinnvolle Rechtfertigung für die gestrig aufgebaute Drohkulisse durch die Augsburger Einsatzleitung ist nicht ersichtlich. Einer Entspannung des ohnehin vorbelasteten Verhältnisses Fans – Polizei ist eine solche Einsatztaktik jedenfalls nicht zuträglich. Wir fragen uns angesichts des riesigen Polizeiaufgebots außerdem, ob die Eskalation möglicherweise sogar sehenden Auges in Kauf genommen wurde.

Dass nach dem Spiel, laut Polizeiangaben, Personen versucht haben sollen, zu Mainzer Bussen vorzudringen, nehmen wir zur Kenntnis. Hierüber liegen uns keinerlei Informationen vor.

Nichtsdestotrotz kann und soll das Werfen pyrotechnischer Gegenstände nicht durch ein mögliches Fehlverhalten der Ordnungskräfte gerechtfertigt werden.

Solltet ihr eine Anzeige oder Vorladung der Polizei erhalten, so wendet euch – gleich ob Mitglied oder nicht – ebenfalls zuerst an uns.

Rot-Grün-Weiße Hilfe Augsburg
01.11.2018