Freitagabend, Plärrerstart, Tatort Autoscooter:
Eine Gruppe Jugendlicher rottet sich zusammen. Die Haare zur Seite, Bauchtasche fatalerweise um die Schulter gehängt, die Trainingsjacke leger getragen. Im fackelnden Lichterdschungel des Fahrgeschäftes glänzen die neuen Sneakers. Und schon geht es los…
„Am Freitag bahnte sich gegen 23:30 Uhr eine größere Rauferei beim Autoscooter mit rund 30 Beteiligten an, bei denen sich besonders Anhänger der FCA-Ultraszene hervortaten, die die Einsatzkräfte bedrängten. Erst nach Hinzuziehung von massiven Unterstützungskräften
(15 Streifen, 2 Hundeführer und der Außendienstler) konnten weitere Provokationen unterbunden und die Situation bereinigt werden… Insgesamt mussten auf Grund erheblicher Alkoholisierung zwei Personen in Schutzgewahrsam genommen werden, eine weitere Person landete nach
Randale ebenfalls im Polizeiarrest.“ (Zitat aus: Polizeibericht vom 27.08.2018)
Überrascht nahm die Fanszene des FCA am Montag durch die Presse zur Kenntnis, dass Teile von ihr freitags zuvor in ein Szenario mit der Augsburger Polizei am Autoscooter verwickelt gewesen sein sollen. Dabei handelte es sich weder um Trunkenheit im Autoscooter-Straßenverkehr, noch um fehlende Zulassungen für Tuningteile und auch nicht um Fahrerflucht nach einem Zusammenstoß.
Nein, ein mit der Situation offensichtlich überforderter Polizeibeamter setzte das Herumgockeln einiger fußballfremder Halbstarker, die Bauchtaschen trugen, mit der Anbahnung eines Ultraaufstands gleich. Ja, Ultras waren auf dem Plärrer (so wie oft an einem Plärrer-Abend). Und ja, in verstärkter Anzahl, da dort später ihre Busse nach Düsseldorf losfahren sollten. Das war es dann aber auch schon mit „Ultrabeteiligung“. Alles dies führte wohl letztlich zu einer panischen Anforderung von
Unterstützungskräften. Offensichtlich ist für die Augsburger Polizei jeder mit Trainingsjacke und Bauchtasche ein Ultra.
Wie gewohnt, nahm die Augsburger Presse und auch der BR und die Tagesschau (online) die Polizeimeldung mit den Ultras dankend an und veröffentlichte diese wohl ohne Gegenprüfung. Mit der Überschrift „Gewalt zum Volksfest-Auftakt: FCA-Ultras randalieren auf Plärrer“ überspannten z.B. die Drehbuchautoren der StadtZeitung Augsburg den Fiktionsbogen sehr deutlich.
An die Rot-Grün-Weiße Hilfe wanden sich im Nachgang Augenzeugen, die uns bestätigen konnten, dass an den vermeintlichen Auseinandersetzungen keine Ultras oder FCA-Fans beteiligt waren.
Außerdem wurde berichtet, dass ein Polizist seine Maschinenpistole bei Ankunft am Plärrer im Fahrzeug fertig lud, was ebenfalls für eine panische Lagebewertung sprechen könnte. Darüber hinaus nahmen wir den Kontakt zu Busorganisatoren, dem Fanprojekt und der Fanbetreuung des FCA auf. Die Busorganisatoren berichteten, dass alle gemeldeten Teilnehmer ohne Polizeibegleitung und ohne Verspätung in den Bussen saßen. Dem Fanprojekt war keine Beteiligung von FCA-Fans an irgendeiner Konfrontation mit der Polizei bekannt und auch der Fanbeauftragte des
FCA, Markus Wiesmeier, konnte uns von seinem Gespräch mit der Polizei berichten, in dem ihm bestätigt wurde, dass an besagtem Vorfall niemand aus der FCA-Fanszene beteiligt war.
Erschreckend nimmt die RGW-Hilfe zur Kenntnis, dass die Augsburger Polizei mittlerweile bei Vorfällen ohne jeden Fußballzusammenhang den Augsburger Ultras die Verantwortung zuschiebt. Nach über einer Woche der besseren Erkenntnis gebietet es, aus unserer Sicht, der Anstand, eine offensichtlich falsche und diffamierende Pressemeldung der Polizei auf demselben Wege zu korrigieren.
Zur glatten Lüge der StadtZeitung und ihrer Schlagzeile fehlen uns die Worte. Bis heute fehlt auch von anderen lokalen Medien eine neue Bewertung der Sachlage. Die Rot-Grün-Weiße Hilfe setzt sich dauerhaft und nachhaltig für Fanbelange ein, begleitet weiter die Medienlandschaft kritisch und fordert eine objektive und journalistisch nachhaltig recherchierte Berichterstattung.
Rot-Grün-Weiße Hilfe Augsburg
05.09.2018