Datei „Gewalttäter Sport“ 

Die Datei „Gewalttäter Sport“ steht seit Jahren bei Fußballfans in der Kritik. Wie der Kicker am 19.02.2021 berichtete, wurden im Zeitraum zwischen März und Dezember 2020 1.056 neue Eintragungen (7.841 gesamt – AZ vom 02.03.2021) in die Datei aufgenommen. Woher diese hohe Zahl neuer Eintragungen – trotz Geisterspielen – kommt, ist äußerst fragwürdig. So fragwürdig wie die gesamte Datei selbst.
  
Die seit 1994 bestehende und bei der ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze) in Nordrhein-Westfalen angesiedelte Verbunddatei speichert Daten von Personen, gegen die im Zusammenhang mit Sportveranstaltungen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet oder die deswegen rechtskräftig verurteilt wurden.
 
Für einen Eintrag bedarf es nicht zwingend einer Verurteilung, bereits der Anfangsverdacht genügt. Welche Gründe es für eine Eintragung geben könnte, zeigt die Polizei NRW selbst auf. Neben Körperverletzungsdelikten kann auch schon eine Beleidigung oder die bei Fußballeinsätzen beliebte Kollektivbeschuldigung des Landfriedensbruchs ausreichend sein. Dabei reicht die gewalttätige Handlung einer einzelnen Person aus einer Menschenmenge heraus aus, um gegen alle zu ermitteln – mitgehangen, mitgefangen. Für die Brandmarkung „Gewalttäter Sport“ bedarf es also nicht mal einer Gewalttat. 
  
Ein weiterer Kritikpunkt ist die nebulöse Pflege der Datei. So werden betroffene Personen nicht über eine Eintragung informiert, sondern müssen diese proaktiv erfragen. Ein Eintrag in der Datei kann unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen. Nicht selten berichten Betroffene von Problemen bei Ein- und Ausreisen nach Deutschland, beispielsweise am Flughafen. Diese treten nicht nur im Zusammenhang mit Fußballspielen auf, auch der Familienurlaub kann hiervon betroffen sein. Grundsätzlich gilt wie auch in anderen Bereichen: behördlich gespeicherte Daten bringen nur selten Vorteile für die Betroffenen mit sich. 
 
Eine Datenbank, durch die man als „Gewalttäter“ abgestempelt wird, ohne überhaupt eine Gewalttat begangen haben zu müssen, über deren Eintragung man nicht informiert wird und die auch außerhalb von Sportereignissen Konsequenzen mit sich bringen kann, lässt nur ein Schlussfolgerung zu – Datei „Gewalttäter Sport“ abschaffen!
 
Bis es soweit ist, empfehlen wir allen FCA Fans – die schon mal im Zusammenhang mit einem Fußballspiel eine Personalienkontrolle hatten – das bereitgestellte Formular abzuschicken, per Einwurf-Einschreiben zu verschicken und eine Kopie des Personalausweis (Vorder- und Rückseite) beizufügen.
Sollte bei euch eine Eintragung vorhanden sein oder habt ihr Rückfragen, so meldet euch bei uns – wir helfen!
 
Rot-Grün-Weiße Hilfe Augsburg
09.03.2021