Stellungnahme des Rot-Grün-Weiße Hilfe e.V.
In der Gründungserklärung des Rot-Grün-Weißen-Hilfe e.V. schrieben wir einst: „In ungeliebte Situationen mit Sicherheitsorganen geraten heutzutage immer mehr Fans bei Fußballspielen.“ Dass derartig ungeliebte Situationen auch abseits des Spieltags im Privatleben stattfinden können, berichteten uns zuletzt vermehrt RGWH-Mitglieder.
Bereits im Mai vergangenen Jahres wurden wir auf das Vorgehen der sogenannten Szenekundigen Beamten (SKB) aufmerksam gemacht. Eine Praktikantin der SKB wurde laut unserem Mitglied damit beauftragt, den privaten Kontakt zu ihm zu nutzen, um an vermeintliche interessante Informationen zu gelangen. Per Telefon wurde unser Mitglied einen Tag vor dem letzten Heimspiel gegen Fürth kontaktiert und dabei versucht, die Route des Fanmarsches, Informationen zur etwaigen Nutzung von Pyrotechnik sowie sonstige Aktionen rund um die Partie in Erfahrung zu bringen. Der FCA-Fan reagierte besonnen und beendete das Gespräch unmittelbar. Weitere Kontaktversuche am Spieltag wurden richtigerweise ebenso ignoriert.
Dieser Versuch der Augsburger Polizei an vermeintlich relevante Informationen zu gelangen, stellt keine Ausnahme dar. In den vergangenen Wochen erreichten die Rot-Grün-Weiße Hilfe erneut Schilderungen von FCA-Fans. Diese skizzieren ein Bild, wie die Augsburger Polizei abseits von Spieltagen agiert.
Der Aufgabenbereich der sogenannten Szenekundigen Beamten liegt u.a. darin, die Fans des FC Augsburg „im Blick zu behalten“ und am Spieltag in Zivil zu agieren. In zwei uns aufgezeigten Fällen aus der Sommerpause wurden jedoch FCA-Fans auch an ihren Arbeitsplätzen aufgesucht.
Es ist davon auszugehen, dass einem Polizeibeamten bewusst ist, welche Wirkung ein derartiger Besuch auf das Arbeitsumfeld hat und welche (beruflichen) Konsequenzen dies mit sich bringen kann. Noch fragwürdiger erscheint das Vorgehen bei dem ersten uns zugetragenen Fall unter Betrachtung des vermeintlichen Grundes: Der Szenekundige Beamte informierte den FCA-Fan nämlich lediglich mündlich über die Einstellung eines Verfahrens, von dem unser Mitglied bis dato noch nicht mal etwas wusste.
Ob dieser „besondere“ Service der Augsburger Polizei Portokosten sparen oder der Fan vor Kollegen und Vorgesetzten diskreditiert werden sollte, darüber kann man nur mutmaßen.
Noch extremer stellt sich das Agieren der Augsburger Polizei im zweiten Fall nur wenige Tage später dar. Erneut wurde ein Fan am Arbeitsplatz aufgesucht. Der bereits bekannte SKB verwickelte den Fußballfan zunächst in ein vermeintlich lockeres Gespräch. Was mit dem Austausch von Nettigkeiten und Gesprächen über den FCA begann, endete schnell mit konkreten Forderungen. So wurde uns berichtet, dass der Polizeibeamte Zugang zu internen Foren und Mailverteilern erhalten wollte. Etwaige anfallende Kosten wären dem Fan erstatten worden. Der szenekundige Beamte erhoffte sich hierdurch, an Informationen zu internen Treffpunkten von Fanclubs und an (vertraulich) Namenslisten, beispielsweise für Busanmeldungen zu Auswärtsspielen zu gelangen.
Auch hier agierte der betroffene Fan besonnen und ließ sich auf das krumme Spiel nicht ein.
Die geschilderten Vorfälle stehen aus Sicht der Fanhilfe sinnbildlich für den Status Quo in Augsburg. Heimspiele des FC Augsburg verlaufen in einem ruhigen und problemlosen Rahmen. Dies bestätigen sowohl Statistiken als auch Einschätzungen von (Sicherheits-)Behörden. Dennoch erleben wir als RGW-Hilfe ein zu diesen Tatsachen konträres Agieren der Augsburger Polizei. Polizeiliche Großaufgebote an Spieltagen ohne nachvollziehbaren Grund, scheinbar anlasslose Einkesselungen von Fans auf dem Weg zum Stadion und teils massivste Bewegungseinschränkungen für Heimfans waren insbesondere während der letzten Rückrunde ein steter Begleiter des „Erlebnis Heimspiel“.
Das von vielen Fans häufig als provokant und ansatzlos wahrgenommene Agieren der Augsburger Polizei trägt nicht zu einer Deeskalierung des Spannungsfelds mit Fußballfans bei, vielmehr vertieft es vorhandene Gräben. Die eingangs dargelegter Erlebnisse von FCA-Fans mit den Szenekundigen Beamten fügen sich nahtlos in dieses Fazit ein.
Sollte Euch eine derartige Verhaltensweise seitens der Polizei selbst widerfahren – gleich ob an einem Spieltag oder abseits davon – beachtet folgende Punkte:
1. Bleibt ruhig und lasst euch nicht aus der Fassung bringen!
Beendet das Gespräch freundlich, aber bestimmt. Weder müsst ihr abseits von Pflichtangaben (Verhalten & Formulare – ROT GRÜN WEIßE HILFE (rot-gruen-weisse-hilfe.de)) Aussagen gegenüber Polizeibeamten tätigen, noch müsst ihr Smalltalk mit diesen betreiben und schon gar nicht müsst ihr der Polizei Zugänge zu internen Kommunikationsplattformen ermöglichen.
2. Meldet euch bei uns!
Wir beraten, unterstützen und helfen das Vorgefallene einzustufen.
Rot-Grün-Weiße-Hilfe e.V. im August 2023